Wolfgang Blatt Der 48-jährige Oberbürgermeisterkandidat sammelt leidenschaftlich Schallplatten und CD's - sowie italienischen Grappa.

Saarbrücker Zeitung vom 17.09.2003



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Als "echter Dengmerter" sei er der beste Kandidat

Auch der parteiunabhängige Wolfgang Blatt bewirbt sich um den OB-Sessel - "SZ"-Kandidatenserie Teil vier

St. Ingbert (tr). "Ich brauche kein Wahlbüro in der Fußgängerzone. Ich wohne hier", sagt Wolfgang Blatt. Der gebürtige St. Ingberter ist einer der sieben Oberbürgermeister-Kandidaten der Mittelstadt. Fast ist er Nachbar eines anderen Kandidaten, der nur wenige Haustüren weiter sein Wahlbüro betreibt. Da schaut er schon mal zu einem Kaffee vorbei.

In diesen Tagen meint Blatt öfter, auch seine Wohnung sei zum Wahlbüro umfunktioniert. "Hier klingeln laufend Bürger, fragen etwas, oder wollen mir Mut machen," lächelt er. "Ich höre mir wirklich alles an. Die Menschen sind froh, dass ihnen jemand zuhört", meint er weiter. Wolfgang Blatt wohnt in der Kaiserstraße im Elternhaus seines Vaters. Die Wohnung ist geschmackvoll eingerichtet. An den Wänden hängen Zeichnungen der Künstlerin Sabine Sternjakob. Aber auch zwei interessante andere Bilder. Eines zeigt Wolfgang Blatt mit seinen zwei Schwestern und zwei Brüdern, als Kinder. Das andere die Blatt-Geschwister in der gleichen Pose - als Erwachsene.

Stolz führt uns der 48-jährige auf den Balkon seiner gemütlichen Dachgeschoss-Wohnung. "Hier habe ich St. Ingbert pur," sagt er und zeigt auf das Ensemble aus Becker-Turm, Schornstein, Engelberts- und Josefskirche. Wolfgang Blatt ist ein Genießer. Er isst gern viel und gut, liebt es abends in einer der gemütlichen Kneipen seiner Heimatstadt mit den Bürgern über Gott und die Welt zu plaudern. Seit einigen Jahren sammelt Wolfgang Blatt Grappa, den aus Traubenresten hergestellten italienischen Schnaps. "Ich habe Köstlichkeiten gesammelt, da würden sich einige Feinschmecker-Restaurants die Finger danach lecken", schwelgt der unabhängige Kandidat. Er sammelt auch CDs. Zwischen 2000 und 2500 der kleinen runden Scheiben nennt er sein Eigen. Von Musik aus den 70ern über Titel aus den 80ern, bis topaktuell. "Da ist alles dabei", meint er.

Dann klingelt es. Herein kommen einige Schülerinnen des Leibniz-Gymnasiums. Ihr Thema im Politikunterricht ist die OB-Wahl. Sie sind unterwegs, um die Kandidaten zu interviewen.

Und was ist Wolfgang Blatts Motivation Oberbürgermeister seiner Heimatstadt zu werden? "Ganz einfach: Ich will etwas bewegen. Ich konnte nicht mehr zusehen, wie schlecht mit den Möglichkeiten St. Ingberts umgegangen wird", begründet er. Das beste Beispiel sei die Fußgängerzone. "Sie sollte doch eigentlich die Visitenkarte der Stadt sein. Hier ist es aber eher eine Trauerkarte", so Wolfgang Blatts bitterer-ironischer Vergleich. Was die Innenstadt brauche, sei eine effektive Wirtschaftsförderung, in Zusammenarbeit mit Handel und Gewerbe. Dann käme auch wieder der ordentliche Branchenmix zu Stande, der die Innenstadt früher so attraktiv gemacht habe. "Die Senioren haben kaum mehr Möglichkeiten, in der Innenstadt einzukaufen. Für sie müssen wir kurze Wege auch zu Ärzten und Banken schaffen." Der neue Stadtbus Ingo sei ein Schritt in die richtige Richtung. Wolfgang Blatt liegen auch die Stadtteile am Herzen. "Ihre Eigenständigkeit muss gestärkt werden. Das kulturelle Leben in den Stadtteilen wird durch die Vereine geprägt. Sie brauchen unsere Unterstützung", fordert der unabhängige Kandidat.

Wenn Blatt Oberbürgermeister wird, plant er, die Bürger in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen. Blatt will Investoren nach St. Ingbert locken. Dazu wolle er die Außendarstellung der Stadt verbessern. "Ein verbesserter Internetauftritt wäre da schon hilfreich", meint er. Er ist überzeugt davon, dass er der beste aller Oberbürgermeister Kandidaten ist, "weil ich ein echter Dengmerter bin." Und: "Ich stehe für zukunftsorientierte Entscheidungen im Sinne der Menschen und nicht für Partei-Interessen."


Vom Fastnachtsvirus gepackt

Saarbrücker Zeitung vom 19. Februar 1998

Wolfgang Blatt, der Elferratspräsident der DNZ, war gestern
"Redaktionsleiter für einen Tag"

Über den Karneval hat er geredet, über das Küssen geschrieben: Wolfgang Blatt, ein Fastnachtsfunktionär ohne Furcht und Tadel.

St. Ingbert (schet). Mit Narrenkappe auf dem Kopf und Präsidenten-Kette um den Hals, so kennen die St. Ingberter Wolfgang Blatt, den Vorsitzenden und Elferrats-präsidenten der Dengmerter Narrezunft (DNZ). Gestern trug Blatt aber zivil. Ganz so, wie es sich für "ein Mitglied der arbeitenden Bevölkerung", so Blatt über sich selbst, und einen Mann gehört, der für einen Tag hinter den Kulissen unserer Lokalredaktion die Fäden zog. Und trotzdem drehte sich vieles um die Fastnacht.

Kein Wunder, am Vortag des "Fetten Donnerstag" führte schon bei der "Blatt-Kritik" der aktuellen Zeitungs-Ausgabe kaum ein Weg am Karneval vorbei. Ganz schnell kam die Rede auf das Männerballett der Blieskasteler Karnevalsgesellschaft. Das seit dem Wochenende nicht nur die närrischen Gemüter bewegt. Blatt hatte den ent-sprechenden Artikel in unserer Zeitung gelesen - und sich seine Meinung gebildet. "Solche Auftritte sind ein zweischneidiges Schwert". Abgesehen davon, daß der Bund Deutscher Karnevalisten stets betone, "klerikale Themen gehören nicht in die Fastnacht", empfindet er den Bühnen-Beitrag mehr "als ein ästhetisches als ein ethisches Problem". Und auch für den Besucher, der gegen den Auftritt protestierte, hat der organisierte Karnevalist durchaus Verständnis: "Der Mann hat Zivilcourage bewiesen." Wenn der "St.Ingberter Ober-Fastnachter" seinen Senf zum närrischen Geschehen in der Nachbarschaft gibt, dann weiß er, wovon er spricht. Nicht nur die Säle der 19 Karnevalsvereine zwischen dem Höcherberg und dem Kulturpark kennt Blatt alle aus eigener Kappensitzungs-Anschauung ("Jeder Ort hat sein ganz eigenes Publikum"). Seit drei Jahren reist er in der fünften Jahreszeit aber auch in offizieller Mission durch die kleinen und großen Narren-Hochburgen im Kreis: als Regionalver-treter des Saarpfalz-Kreises im Verband Saarländischer Karnevalsvereine (VSK).

Daß er einmal an der Spitze der saarpfälzischen Karnevalisten stehen und im Präsidium des VSK sitzen würde, hatte sich Wolfgang Blatt in jungen Jahren nicht denken können. "Meine Karriere als Fastnachter begann rein zufällig."Der gebürtige "Dengmerter" ("Ich kam im Knappschafts-Krankenhaus zur Welt") war 17 Jahre alt, als ihn der frühere DNZ-Elferrats-Präsident Paul Klefisch fragte, ob er nicht in der Garde mitmachen wollte. "Am 11.11.1972 marschierte ich als einer von drei DNZ-Gardisten erstmals auf die Bühne". Vom Fastnachts-Virus angesteckt, machte er dann in der Narrezunft unaufhaltsam seinen Weg. "Als der längste war ich bald Garde-Kommandeur." Einige Jahre später übernahm er das Kommando im Elferrat der DNZ. Auch bei diesem Aufstieg in der Hierarchie der Karnevalisten half Blatt ein persönlicher Vorzug: "Als Diskjockey hatte ich keine Angst vorm Mikrofon."

Dass Fastnachts-Funktionäre überhaupt furchtlose Gesellen sind, bewies Wolfgang Blatt aber auch bei seinem Aufstieg zum "Redaktionsleiter für einen Tag" in unserer Lokalredaktion. Ohne Scheu vorm Redaktions-Computer griff er in die Tastatur. Zunächst in eigener Sache, schließlich sollte der "Musi-Gaudi-Ball" der DNZ noch in die Zeitung. Dann schrieb er einen Kommentar für die heutige Ausgabe. Daß er dazu bewusst ein Thema wählte, das überhaupt nichts mit Sensationen in Sessionen zu tun hatte, war Absicht: "Ich habe ja auch ein paar andere Interessen als die Fastnacht."

Dennoch war Wolfgang Blatt gestern für die Redaktion der "Mister Faasenacht". Schließlich gibt es ja vieles, was nur Experten über den Karneval wissen. Blatt brauchte man nicht lange Löcher in den Bauch zu fragen. Stichwort genügte, Antwort kam prompt. Müssen Karnevalisten wirklich so ernst sein? "Es ist halt eine ernste Sache, eine Kappensitzung zu organisieren, bei der das Publikum seinen Spaß hat. Aber auch Karnevals-Funktionäre können feiern dann, wenn sie ihre Arbeit geschafft haben." Karnevalisten und die Presse? "Die Garden trainieren das ganze Jahr über und haben nur ganz wenige Auftritte. Wenn sie dann in einem Artikel nicht einmal erwähnt werden, ist es doch klar, daß die Aktiven enttäuscht sind."

Keinen Hehl machte der engagierte Fastnachter aber auch daraus, daß die Karnevalsvereine gerade jetzt eine wohlwollende Presse gebrauchen könnten. "Bei den Garden gab es in den letzten Jahren eine tolle Entwicklung. Immer mehr Kinder wollen aktiv mitmachen. Nur beim Büttenredner-Nachwuchs, da hapert’s." Blatt weiß aber auch, daß sich närrische Talente nicht herbeischreiben lassen schon gar nicht für das schwierige Geschäft mit dem Humor in der Bütt. Der DNZ-Vorsitzende selbst, der als bekannter Moderator wortgewand und keineswegs publikumsscheu ist, hat sich noch nie als Büttenredner versucht. "Das können andere besser als ich."

Das Autohaus Herges hat seinen neuen Außendienstler im übrigen genau am richtigen Tag für unsere Redaktion freigestellt. Ein waschechter Elferrat am Nachbar-Schreibtisch, das war nicht schlecht für die Stimmung. Denn bei der Umstellung der Telefon-Anlage, die gestern bei der Saarbrücker Zeitung anstand, ging es mitunter turbulent zu. Einer, der (närrische) Wogen mit Routine glättet, war da der richtige Mann an Bord.


Hier geht es rund

Saarbrücker Zeitung, Februar 2003

Einer der Kenner der St.Ingberter Fastnachtsszene ist zweifellos Wolfgang Blatt von der Narrezunft. Blatts betritt als Elferratspräsident und Mitglied der Ehrengarde der Narrezunft die "Bretter, die die Welt bedeuten", ist aber auch zusätzlich als Funktionär aktiv. Er vertritt den Saarpfalz-Kreis als Regionalvertreter beim Bund Saarländischer Karnevalsvereine und gehört auch zu dessen Musikausschuss. Wolfgang Blatt ist gemeinsam mit dem ehemaligen VSK-Regionalvertreter Erfinder des Prinzenfrühstücks, zu dem sich alle saarländischen Prinzenpaare treffen. Diese Zusammenkunft des saarländischen Fastnachtsadels fand zum ersten Mal vor 17 Jahren in St.Ingbert statt. Auch in dieser Session ist es Wolfgang Blatt gelungen, einen Höhepunkt der Fastnacht an der Saar nach St.Ingbert zu holen: "Wir sind stolz darauf, dass wir am 23. Februar die Saarländische Narrenschau in St.Ingbert präsentieren dürfen. Da gibt sich die Crème de la crème der saarländischen Fastnacht ein Stelldichein", freut sich der Fastnachter Blatt schon jetzt auf den letzten Februarsonntag.

Wolfgang Blatt kennt zumindest vom Namen her auch noch die alten Originale der Dengmerter Faasenacht. "Da gab es den Senkel, richtig Albert Weisgerber, einen Neffen des bekannten Malers und das Büttenoriginal Karl Jung. Ein weiteres Büttenoriginal war die Grombeer, dessen richtigen Namen ich gar nicht mehr kenne. "Heute noch aktiv ist de Stampes (Erich Schmitt). "Auch Günther Weiland kann getrost als Original bezeichnet werden. Er trat seit 1957 mit den Bierkehlcha, einer Gesangsgruppe, deren Texte der Literat Julius Pfeifer schrieb, auf. Günther Weiland ist heute Solist. Musikalisch begleitet von seiner Gitarre, besingt er die kommunale und die große Politik", erzählt Blatt.